Donnerstag, 25. Oktober 2012

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Hey Baby und ne geile Musterlösung/beta!


Hey Baby und ein geiles Board

Ziemlich abgefahrenes Teil, dieses
Brett aus der T8 Gold Edition: Drei-
Fach gehärtetes Glasfieber mit extremer
Schwingungs-Dämpfung, dynamisches
Design und ein Shape, mit dem der
Snowboarder von heute Wipeouts prak-
tisch vergessen kann. Optimales Kur-
nenverhalten auf Hochgeschwindigkeits-
pisten. Rauf auf die Boards, rein in den
Tiefschnee. Nur fliegen ist schöner. Und
der absolute Clou: Die 24-Karat-Gold-
Oberfläche. Kein Wunder, dass die
Freaks auf der Ispo weiche Knie be-
kommen.

Was müssen das für ätzende Zeiten
gewesen sein, als Luis Trenker und ande-
re Alpen-Anbeter noch glaubten, „zwoa
Brettl und a gführiger Schnää“ reichten
für den Pisten-Kick aus. In völliger Ab-
geschiedenheit zogen diese Naturträu-
mer auf unberührten Hängen ihre Bah-
nen zu Tal, legten hin und wieder mit
den verbogenen Zaunlatten einen Tele-
mark-Schwung ein und stoppten an
jeder Kuppe, um die Bergkulisse zu
genießen. Womöglich noch ein Holdrio,
das aus dem Tal als Echo zurückschallt.
Und dann kehrten sie in eine verlassene
Hütte ein, hackten Holz und schlürften
eine heiße Suppe, auf der dicke Fettau-
gen schwammen.

Heute dagegen: echt was los. Nach hartem Kampf im Gewühl mit dem Sechser-Doppel-Sessellift rauf zur Bergstation, das Super-Board mit dem geilen Design angeschnallt und 20
Mal rauf- und runter gebolzt. Kurz vor
Schluss schnell noch in Kai’s Alpen-Bi-
stro, wo DJ Ötzi die Schneebar mit sein-
nem neuesten Kracher beschallt. Ansto-
ßen mit Prosecco und ein paar lässigen
Mädels, die unterm Dauen-Anorak nur
nackte Haut und ein bisschen Bikini
tragen.

Was, schon halb vier? Der Berg ruft,
höchste Zeit, sich bei der letzten Ab-
fahrt den absoluten Hype zu holen. In
der letzten Steilkurve zwei Omis leicht
touchiert, die deshalb eine Rolle vor-
wärts in den Tiefschnee machen. Ehr-
lich, ohne die Mega-Carver mit dem
gepolsterten Hyper-Carbon-Kern wären
wir aufgeschmissen gewesen. Sonst
hätten wir glatt den Autobahn-Stau auf
der Heimfahrt verpasst. Robert Stocker
(Süddeutsche Zeitung, 4.2.2003)





Meine Lieben, ich habe den Post etwas verändert, mir ist für Dienstag eine bessere Alternative eingefallen.
Schönes WE & peace  |  th




Schüler-Lösungsvorschlag Sprachanalyse 


Dem Autor geht es darum, das Verhalten der heutigen Wintersportler zu kritisieren. Zu diesem Zweck baut er einen Gegensatz zwischen der Einstellung der Wintersportler von früher und von heute auf. Das heutige Verhalten wertet er klar ab. Es ist seiner Ansicht nach zu sehr von Hektik, Technik- und Eventorientierung geprägt. Zudem zieht er die Dummheit der heutigen Wintersportler ins Lächerliche.
Der Autor sieht die Haltung der Wintersportler von früher in einem positiven Licht, weil Gemütlichkeit und Naturverbundenheit im Mittelpunkt des Wintersports standen. Der Autor veranschaulicht dies mit dem Bild, dass der Skifahrer früher „an jeder Kuppe [stoppte], um die Bergkulisse zu genießen“ (Z. 24-26). Darüber hinaus setzt er verschiedene sprachliche Mittel ein, um seine Absicht zu veranschaulichen, so z.B. Dialektsprache in den Zeilen 17-18: „Zwoa Brettl und a gführiger Schnää“. Mit diesem Anfang eines alten volkstümlichen Liedes wird dem Leser das Schunkeln und die Gemütlichkeit in der einfachen Hütte, aber auch die mit der Verbundenheit mit der Natur verknüpfte Besinnlichkeit bildlich dargestellt: der Einzelne ist alleine mit seinen „zwei Bretteln“ auf dem „gführigen Schnää“. Um seine Absicht zu verdeutlichen, benutzt der Autor zudem die Metapher „Alpen-Anbeter“ (Z. 17). „Anbeter“ sind normalerweise Menschen, die eine Gottheit verehren, die über ihnen steht. Dieses Bild möchte der Autor auch auf die Wintersportler früher übertragen. „Alpen-Anbeter“ bewundern statt der Gottheit die Berge, vor denen sie Ehrfurcht und Respekt haben und sie auch so „behandeln“. Sie sind überwältigt von den Schönheiten der Natur. Die gleichen Assoziationen ruft die Anspielung auf den alten Bergfilm „Der Berg ruft“ (Z. 44) mit Luis Trenker hervor. Auch die Akkumulation in den Zeilen 21-25 veranschaulicht die „Abgeschiedenheit“ (Z. 19/20) und Naturverbundenheit der Wintersportler von früher. Die Metapher „verbogene Zaunlatten“ (Z. 23) macht deutlich, dass die Skier damals relativ einfach aus Holz hergestellt wurden und nicht viel gekostet haben. Dennoch war mit ihnen ein unvergleichliches Naturerlebnis verbunden.
Im Gegensatz dazu erscheint das Verhalten der vielen Wintersportler von heute in einem negativen Licht. Für den Autor ist es gekennzeichnet von Hektik, Technik- und Eventorientierung. Seiner Ansicht nach steht der „Pistenkick“ (Z. 19) im Vordergrund. Durch die Akkumulation in den Zeilen 32-36 unterstreicht er die Hektik im Wintersport von heute. Er stellt dar, wie anstrengend ein Wintersport-Massenbetrieb mit „Sechser-Doppel-Sessellift[en]“ (Z. 33) ist: Adjektive veranschaulichen, dass man nach möglichst vielen Abfahrten „schnell noch“ (Z. 37) etwas essen muss, bevor es dann „höchste Zeit“ (Z. 45) ist für die letzte Abfahrt. Auch der Parallelismus in den Zeilen 9 und 10 „Rauf …, rein …“ verstärkt diesen Eindruck von Hektik.
Die Technikorientierung wird veranschaulicht durch die Akkumulation in den Zeilen 2 – 5, in denen die verschiedenen technischen Details heutiger Wintersportgeräte in einer Fachsprache detailliert beschrieben werden, wie beispielsweise „dreifach gehärtetes Glasfiber“ (Z. 3) oder „optimales Kurvenverhalten“ (Z. 6). Die Fachwörter, z.B. der „gepolsterte[..] Hyper-Carbon-Kern“ (Z. 51), wirken übertrieben. Der Autor will damit die Fixierung auf neueste Ausstattungsmerkmale herausstellen. Weitere Hyperbeln unterstreichen diese Wirkung, z.B. in den Zeilen 33 und 34 das „Super-Board mit dem geilen Design“. Wenn man „in“ sein will, braucht man die neueste Ausrüstung. Dabei geht es neben den allerneuesten technischen Einzelheiten um das Äußere, wie der Autor mit der „24-Karat-Gold-Oberfläche“ (Z. 11) demonstriert.

Durch die Verwendung der Ellipse „Heute dagegen: Echt was los“ (Z. 31/32) stellt der Autor die Eventorientierung heraus. Neben dem Wintersport will der heutige Snowboarder beispielsweise „anstoßen mit Prosecco und ein paar lässigen Mädels“ (Z. 39-41). Die gleiche Absicht hat der Verfasser, wenn er auf den Hit „Hey baby“ in der Überschrift von DJ-Ötzi anspielt, der oftmals neben anderen „neuesten Kracher[n]“ (Z. 39) vor den „Alpen-Bistros“ (Z. 37) in den überfüllten Wintersportgebieten gespielt wird und damit das ganze Liftgebiet „beschallt“ (Z. 39). Durch die Verwendung der Modesprache in den Zeilen 37 und 38 „Kai’s Alpen-Bistro“ und „DJ-Ötzi“ wird verdeutlicht, dass es selbst beim Skifahren wichtig ist, den neuesten Hit zu hören und in einem modernen „Bistro“ anstatt einer einfachen Hütte zu „speisen“. Die Verwendung des Namens „Kai“, einem norddeutschen Namen, symbolisiert dabei die Abwendung von umweltverträglichem, bodenständigem Wintersport hin zu einem umweltschädigenden, kommerzialisierten und eventorientierten Massenbetrieb, der an sich nicht in die Bergregionen der Alpen passt.
Der Autor belässt es nicht dabei, einen Gegensatz zwischen dem Wintersport von früher und heute aufzubauen. Er wertet nicht nur das heutige Verhalten ab. Er macht sich zudem über die jugendlichen Wintersportler lustig und stellt sie als dumm dar. Dies zeigt sich besonders an der häufigen Verwendung von Jugendsprache wie z.B. „ziemlich abgefahrenes Teil“ (Z. 1), „Rauf … Rein“ (Z. 9), „Freaks“ (Z. 13) „ätzende Zeiten (Z. 15), „echt was los“ (Z. 31/32) „Rauf- und runtergebolzt“ (Z. 36), „absoluter Hype“ (Z. 46) und „aufgeschmissen (Z. 52). Der Autor will damit hervorheben, dass sich die jugendlichen Wintersportler eine eigene Sprache geschaffen haben, um sich von älteren Skifahrern abzugrenzen. Dabei können sie sich nicht einmal mehr grammatikalisch und sprachlich richtig ausdrücken. Die Verkürzung der Sprache sollen auch die Ellipsen „Nur fliegen ist schöner“ (Z. 10), „und der absolute Clou: Die 24-Karat-Gold-Oberfläche“ (Z. 11) und in Zeile 31 zeigen. Als durchgängiges, sich durch die gesamte Glosse ziehendes Stilmittel verwendet der Autor Ironie. So macht er sich in den Zeilen 52-55: „sonst hätten wir glatt den Autobahn-Stau auf der Heimfahrt verpasst“ lustig über die mit dem massenhaften Ski- und Snowboardfahren verbundene sinnlose Hektik und Umweltverschmutzung.


Donnerstag, 11. Oktober 2012

nobel, nobel...


AuszeichnungLiteraturnobelpreis geht an Chinesen Mo Yan

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Foto: DPA
Der chinesische Autor Mo Yan erhält den Nobelpreis für Literatur. Ausgezeichnet wurde er, weil er "mit halluzinatorischem Realismus Märchen, Geschichte und Gegenwart vereint", gab das Komitee in Stockholm bekannt.
Info
Hamburg/Stockholm - Der Literaturnobelpreis geht 2012 an den chinesischen Schriftsteller Mo Yan. Das teilte Peter Englund, der Sekretär der Schwedischen Akademie, in der Alten Börse in Stockholm mit.


Mo Yan (ein Pseudonym für Guan Moye), geboren 1955, wuchs in Gaomi in der Provinz Shandong im nordöstlichen China auf. Seine Eltern waren Bauern. Während der Kulturrevolution verließ er als Zwölfjähriger die Schule und begann, in der Landwirtschaft zu arbeiten, später in einer Fabrik. 1976 schloss er sich der Befreiungsarmee des Volkes an. In dieser Zeit begann er, Literatur zu studieren und eigene Erzählungen zu verfassen. Eine Literaturzeitschrift veröffentlichte 1981 seine erste Novelle. Seinen Durchbruch erzielte er einige Jahre später mit dem Kurzroman "Touming de hong luobo" (1986, deutsch in Auszügen 1997 unter dem Titel "Trockener Fluss" erschienen).
Subversive Kritik an der chinesischen Gesellschaft
Wie das Nobelpreis-Komitee in einer biografischen Notiz über den Autor berichtet, gründet Mo Yan seine Erzählkunst auf den Erfahrungen, die er in seiner Jugend und in den Milieus jener Provinz machte, in der er aufwuchs. Dies werde deutlich in seinem Roman "Hong gaoliang jiazu" (1987, deutsch "Das rote Kornfeld" 1993), der 1987 von Zhang Yimou verfilmt wurde. Der Roman "Tiantang suantai zhi ge" (1988, deutsch "Die Knoblauchrevolte" 1997) und die Satire "Jiuguo" (1992, deutsch "Die Schnapsstadt" 2002) seien aufgrund ihrer scharfen Kritik an der zeitgenössischen chinesischen Gesellschaft als subversiv angesehen worden.


Mit einer "Mischung aus Phantasie und Wirklichkeit, aus historischen und sozialen Perspektiven" habe Mo Yan "eine Welt erschaffen, die in ihrer Komplexität an William Faulkner und Gabriel García Márquez erinnert". Zugleich fuße sie auf der älteren chinesischen Literatur und mündlichen Erzähltraditionen des Volkes. Außer den Romanen veröffentlichte er zahlreiche Novellen und Essays zu unterschiedlichen Themen.
In seinem Heimatland werde er trotz seiner gesellschaftskritischen Haltung als einer der führenden zeitgenössischen Schriftsteller betrachtet, würdigt das Komitee die Arbeit des Ausgezeichneten. Als Mitglied der offiziellen Delegation Chinas bei dem umstrittenen Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2009 musste sich Mo Yan gegen Vorwürfe wehren, nicht genug Distanz zum System zu wahren.o Yans deutscher Verlag Hanser gratulierte dem Preisträger in einer Pressemitteilung und verwies darauf, dass im Frühjahr 2013 sein Roman "Wa" ("Frösche") in der Übersetzung von Martina Hasse erscheine.

Zeremonie am 10. Dezember in Stockholm
Der Nobelpreis für Literatur gilt als die wichtigste literarische Auszeichnung der Welt und wird seit 1901 vergeben. Die Dotierung des von der Schwedischen Akademie vergebenen Literaturpreises ist in diesem Jahr auf acht Millionen Schwedische Kronen (rund 930.000 Euro) gesenkt worden. Bisher erhielten die Preisträger zehn Millionen Kronen (etwa 1,1 Millionen Euro).
Die Auszeichnung wird jeweils am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Stockholm überreicht. Stifter des bedeutenden Preises ist der schwedische Industrielle Alfred Nobel (1833-1896). Nach dem Willen des Unternehmers soll ihn derjenige erhalten, "der in der Literatur das Ausgezeichnetste in idealistischer Richtung hervorgebracht hat".





Interaktive Grafik ///  Liste der Literaturnobelpreisträger

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/literatur-nobelpreis-2012-literatur-nobelpreis-fuer-den-chinesen-mo-yan-11921904.html

Dienstag, 9. Oktober 2012

Ballett die zweite

A sort of ... Bolero 
Donnerstag, 25.10.2012 20:00 - 21:40 Uhr, Opernhaus : WIEDERAUFNAHME

Choreographien von Mats Ek und Johan Inger
Musik von Henryk Mikolaj Górecki, Maurice Ravel und Arvo Pärt

Aufführungsfotos © Bettina Stöß


• Choreographie: Mats Ek, Johan Inger
• Bühne und Kostüme: Maria Geber, Johan Inger
• Lichtdesign: Ellen Ruge, Erik Berglund

Karten

Eintrittspreise:
52.80 | 46.40 | 36.30 | 24.60 | 18.90 | 15.10 | 11.30 | 7.90 
(Preis D)


Zum Inhalt:
Erneut konnte Ballettdirektor Goyo Montero zwei der bedeutendsten Choreographen unserer Zeit gewinnen, ihre bereits erfolgreich aufgeführten Stücke mit der Compagnie des Staatstheater Nürnberg zu erarbeiten. „A sort of“ wurde vom enfant terrible der Ballettszene entworfen: Mats Ek. Der Schwede gilt seit seiner Neudeutung von „Giselle“ 1982 mit dem Cullberg Ballett als sich immer wieder neu erfindender Revolutionär des Tanzes. Das Stück zeigt kunstvoll verwobene Episoden von menschlichen Beziehungen; wir erleben Annäherungsversuche, das Spiel mit Identitäten und ihren Auflösungen. Im stürmischen Wechsel der Komposition Henryk Mikolaj Góreckis folgt auf Liebe Aggression, wird aus Zärtlichkeit Kampf. 
Der zweite Choreograph des Abends ist Johan Inger, der beim Nederlands Dans Theater vielfach ausgezeichnete Choreographien herausbrachte. „Walking Mad“ ist eine geradezu „verrückte“ getanzte Komödie, die zwischen reinem Tanz und verblüffend theatralem Effekt balanciert. Unermüdlich angetrieben vom eindrucksvollen Rhythmus des weltbekannten „Boléro“ von Maurice Ravel entfalten sich die oft bizarren Situationen. 



Termine:
r • Freitag, 09.11.2012 20:00 Uhr • 

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Naturalismus

 Was ist Naturalismus?

Naturalismus bezeichnet eine Stilrichtung, bei der die Wirklichkeit ohne jegliche Ausschmückungen oder subjektive Ansichten exakt abgebildet wird. Der Naturalismus gilt auch als Radikalisierung des Realismus.
Es sind auch alle Gattungen wie in jeder Epoche vertreten:
Lyrik, Epik und Dramatik

Wichtig!!!




Abschnitte des Naturalismus (1880 - 1900):

Frühnaturalismus (1880-1889)
Hochnaturalismus (1889-1895)
Zerfall des Naturalismus (1895-1900)

http://www.literaturwelt.com/epochen/natural.html



Arno Holz
(* 26. April 1863 in RastenburgOstpreußen; † 26. Oktober 1929 in Berlin)


http://www.literaturwelt.com/img/holz.jpg

Wichtige Ereignisse seines Lebens:
-1881: Verließ das Gymnasium ohne Abschluss
Versucht als Redaukteur und freier Schriftsteller zu arbeiten
Finazielle Probleme begleiten fortan sein Leben

-1891/92. Mit dem Werk "Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze" 
wird Holz auch zum führenden theoretischen Kopf des Naturalismus. 
In die Schrift führt er seine berühmt gewordene Formel 
"Kunst = Natur - x" ein.

-1898: Hauptwerk: "Phantasus"

Weitere wichtige Werke:
-1885: Buch der Zeit
-1889: Papa Hamlet
-1891/92: Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HolzArno/
http://oregonstate.edu/instruct/ger343/holz.htm

Formel (!): Kunst= Natur-x

"Natur": - oder auch Warheit oder Leben. (Subjektiv)
"-X": - muss möglichst nach Null tendieren, Wirklichkeit möglichst exakt abbilden. (Objektiv)


Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne
  Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne,
vom Hof her stampfte die Fabrik,
es war die richtge Mietskaserne
mit Flur- und Leiermannsmusik!
Im Keller nistete die Ratte,
parterre gabs Branntwein, Grog und Bier,
und bis ins fünfte Stockwerk hatte
das Vorstadtelend sein Quartier.


Dort saß er nachts vor seinem Lichte

- duck nieder, nieder, wilder Hohn! -
und fieberte und schrieb Gedichte,
ein Träumer, ein verlorner Sohn!
Sein Stübchen konnte grade fassen
ein Tischchen und ein schmales Bett;
er war so arm und so verlassen,
wie jener Gott aus Nazareth!


Doch pfiff auch dreist die feile Dirne,

die Welt, ihn aus: Er ist verrückt!
ihm hatte leuchtend auf die Stirne
der Genius seinen Kuss gedrückt.
Und wenn vom holden Wahnsinn trunken
er zitternd Vers an Vers gereiht,
dann schien auf ewig ihm versunken
die Welt und ihre Nüchternheit.


In Fetzen hing ihm seine Bluse,

sein Nachbar lieh ihm trocknes Brot,
er aber stammelte: O Muse!
und wusste nichts von seiner Not.
Er saß nur still vor seinem Lichte,
allnächtlich, wenn der Tag entflohn,
und fieberte und schrieb Gedichte,
ein Träumer, ein verlorner Sohn!


http://www.autorenweb.de/abfrage_texte.php3?id=10799


Ist das Gedicht epochenspezifisch?

Es gibt also Widersprüche zwischen der Programmatik des Naturalismus und dem ausgewählten Gedicht. Zwar sind die Themen typisch für die Epoche, aber in die Nüchternheit naturwissenschaftlicher Beobachtung mischt sich Sympathie für den verträumten Poeten. Doch gerade diese Unentschiedenheit beim Umsetzen der Literaturtheorie in die Praxis ist typisch für zahlreiche Gedichte der deutschsprachigen Lyrik des Naturalismus, die ihre programmatischen Äußerungen nur teilweise eingelöst hat und sich von Relikten idealistischer Verklärung, wie sie in der Klassik, der Romantik und selbst noch im Realismus üblich war, nicht befreien konnte.

http://www.autorenweb.de/abfrage_texte.php3?id=10799