Donnerstag, 4. Oktober 2012

Naturalismus

 Was ist Naturalismus?

Naturalismus bezeichnet eine Stilrichtung, bei der die Wirklichkeit ohne jegliche Ausschmückungen oder subjektive Ansichten exakt abgebildet wird. Der Naturalismus gilt auch als Radikalisierung des Realismus.
Es sind auch alle Gattungen wie in jeder Epoche vertreten:
Lyrik, Epik und Dramatik

Wichtig!!!




Abschnitte des Naturalismus (1880 - 1900):

Frühnaturalismus (1880-1889)
Hochnaturalismus (1889-1895)
Zerfall des Naturalismus (1895-1900)

http://www.literaturwelt.com/epochen/natural.html



Arno Holz
(* 26. April 1863 in RastenburgOstpreußen; † 26. Oktober 1929 in Berlin)


http://www.literaturwelt.com/img/holz.jpg

Wichtige Ereignisse seines Lebens:
-1881: Verließ das Gymnasium ohne Abschluss
Versucht als Redaukteur und freier Schriftsteller zu arbeiten
Finazielle Probleme begleiten fortan sein Leben

-1891/92. Mit dem Werk "Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze" 
wird Holz auch zum führenden theoretischen Kopf des Naturalismus. 
In die Schrift führt er seine berühmt gewordene Formel 
"Kunst = Natur - x" ein.

-1898: Hauptwerk: "Phantasus"

Weitere wichtige Werke:
-1885: Buch der Zeit
-1889: Papa Hamlet
-1891/92: Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HolzArno/
http://oregonstate.edu/instruct/ger343/holz.htm

Formel (!): Kunst= Natur-x

"Natur": - oder auch Warheit oder Leben. (Subjektiv)
"-X": - muss möglichst nach Null tendieren, Wirklichkeit möglichst exakt abbilden. (Objektiv)


Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne
  Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne,
vom Hof her stampfte die Fabrik,
es war die richtge Mietskaserne
mit Flur- und Leiermannsmusik!
Im Keller nistete die Ratte,
parterre gabs Branntwein, Grog und Bier,
und bis ins fünfte Stockwerk hatte
das Vorstadtelend sein Quartier.


Dort saß er nachts vor seinem Lichte

- duck nieder, nieder, wilder Hohn! -
und fieberte und schrieb Gedichte,
ein Träumer, ein verlorner Sohn!
Sein Stübchen konnte grade fassen
ein Tischchen und ein schmales Bett;
er war so arm und so verlassen,
wie jener Gott aus Nazareth!


Doch pfiff auch dreist die feile Dirne,

die Welt, ihn aus: Er ist verrückt!
ihm hatte leuchtend auf die Stirne
der Genius seinen Kuss gedrückt.
Und wenn vom holden Wahnsinn trunken
er zitternd Vers an Vers gereiht,
dann schien auf ewig ihm versunken
die Welt und ihre Nüchternheit.


In Fetzen hing ihm seine Bluse,

sein Nachbar lieh ihm trocknes Brot,
er aber stammelte: O Muse!
und wusste nichts von seiner Not.
Er saß nur still vor seinem Lichte,
allnächtlich, wenn der Tag entflohn,
und fieberte und schrieb Gedichte,
ein Träumer, ein verlorner Sohn!


http://www.autorenweb.de/abfrage_texte.php3?id=10799


Ist das Gedicht epochenspezifisch?

Es gibt also Widersprüche zwischen der Programmatik des Naturalismus und dem ausgewählten Gedicht. Zwar sind die Themen typisch für die Epoche, aber in die Nüchternheit naturwissenschaftlicher Beobachtung mischt sich Sympathie für den verträumten Poeten. Doch gerade diese Unentschiedenheit beim Umsetzen der Literaturtheorie in die Praxis ist typisch für zahlreiche Gedichte der deutschsprachigen Lyrik des Naturalismus, die ihre programmatischen Äußerungen nur teilweise eingelöst hat und sich von Relikten idealistischer Verklärung, wie sie in der Klassik, der Romantik und selbst noch im Realismus üblich war, nicht befreien konnte.

http://www.autorenweb.de/abfrage_texte.php3?id=10799 




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