Schweigeminute – Siegfried Lenz
Der vorliegende Auszug stammt aus der Novelle
„Schweigeminute“ und wurde von Siegfried Lenz verfasst.
Das Werk ist im Jahr 2008 bei dem Verlag „Hoffmann und
Campe“ in München erschienen.
Der Inhalt des Textes lässt sich grob in zwei
Handlungsstränge gliedern, zwischen denen der Autor im Verlauf des Plots
regelmäßig hin- und herspringt.
Die Rahmenhandlung bildet eine zu Ehren einer verstorbenen
Lehrerin abgehaltene Trauerfeier, die in der Aula einer Schule stattfindet.
Dieser Teil der Novelle nimmt eine eher untergeordnete Rolle
im Kontext ein, es werden von Zeit zu Zeit der Ablauf der Trauerfeier und der
unterschiedliche Umgang der Schüler und des Lehrerkollegiums mit der Situation
geschildert.
Lenz allerdings benutzt diesen Handlungsstrang um mit Hilfe
der aufgezeigten Gedanken eines Schülers eine Brücke zur Binnenerzählung zu
schlagen. In dieser lässt eben dieser Schüler, Christian, sein Verhältnis zu der verstorbenen Lehrerin, Stella
Petersen, und einige mit Ihr erlebte Ereignisse Revue passieren.
Christian beschreibt einen nächtlichen Hotelaufenthalt, den
er mit Stella erlebt hatte. Ebenso wird die Enttäuschung des Schülers
dargestellt, nachdem seine Lehrerin nach der gemeinsamen Nacht nicht die von
Ihm gewünschte Reaktion in der Schule zeigt.
Etwas ausführlicher zeigt der Autor einen Besuch Christians
bei Frau Petersen. Bei diesem muss er erfahren, dass Stella, anders als er
keine dauerhafte Beziehung wünscht. Er wird deutlich dargestellt, wie Sie sich
von Ihrem Liebhaber distanziert, auch um Ihre berufliche Zukunft nicht zu
gefährden.
Beleuchtet man die gedanklichen Ausflüchte des Schülers, so fällt auf dass Siegfried Lenz regelmäßig von einer sprachlichen Besonderheit Gebrauch macht. Oft sind Überlegungen keine reinen Nacherzählungen, Christian lässt die vergangenen Ereignisse vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen und fügt teilweise eine weitere Sprachebene ein. Er kommentiert die Situation, überlegt wann er hätte anders agieren können, er gibt manchmal sogar seinen Gefühlszustand zu dem jeweiligen Zeitpunkt wieder oder spricht in Gedanken zu der Verstorbenen.
Diese Thematik ist auch ein wichtiger Aspekt, wenn das Verhältnis der beiden Figuren zueinander betrachtet wird.
Christian, ist ein älterer Schüler der Oberstufe am
Lessing-Gymnasium (Z.8f. „auf dem das gleiche nachsichtige Lächeln lag, das
wir, die ältesten Schüler, aus deiner Englischstunde kannten“).
Sein Auftreten kann als eher unsicher beschrieben werden,
Formulierungen wie in den Zeilen 73-75 („Ich war unruhig […] Ich suchte Ihren
Blick, doch Sie übersah mich, strafte mich fast gleichgültig“) lassen darauf
schließen, dass er wertgeschätzt werden will und Bestätigung bei seiner
Lehrerin sucht.
Gedanken wie „Du neigtest mir dein Gesicht zu, Stella und
ich küßte dich“ (Z.31f.) sind erfüllt von Sehnsucht, zeigen aber gleichzeitig
auch die Faszination Christians von dieser Frau, des Weiteren lässt sich auch
ein gewisser Stolz darin ablesen.
Die bereits oben erwähnte rezensionelle Betrachtung der
vergangenen Erlebnisse untermauert die These der anhaltenden Bewunderung.
Das Verlangen nach einer Erhaltung der Beziehung zeigen auch
noch andere Textstellen, beispielsweise der Ausspruch „Wir müssen und Wiedersehen,
Stella“ (Z.62) der von Ihm nach der Nacht im Hotel getroffen wird.
Das Zitat „An der Tür blieb ich stehen, ich dachte, daß
etwas gesagt werden müsste[…], ich unterließ es, weil ich es vermeiden wollte,
etwas Endgültiges zu äußern oder was Stella als etwas Endgültiges auffassen
könnte, ich wollte nicht, daß etwas aufhörte, das so unvermutet begonnen hatte
und wie von selbst nach Dauer verlangte“ (Z. 54-58) spiegelt einerseits
wiederum die Unsicherheit des Protagonisten wieder, außerdem zeigt sich bereits
hier, dass sich Christian eine dauerhafte Beziehung wünscht.
Will man die Figur der Stella beschreiben, fällt auf, dass der Text nur wenig über Ihr Äußeres preisgibt.
Lediglich die Formulierung in Zeile 9 („Dein kurzes schwarzes Haar“) gibt Auskunft über die Beamtin. Analysiert man jedoch die inneren Überzeugungen so lassen sich einige Eigenschaften feststellen, die im Gegensatz zu denen des Schülers stehen. Zwar hat Sie anscheinend den Aufenthalt im Hotel genossen, da Sie Christian mit „Aber wir können uns doch wiedersehen.“ „Wir werden es“ (Z.65f.) verabschiedet, allerdings hegt Sie bereits früh Misstrauen bezüglich der Alltagstauglichkeit dieses Verhältnisses (Z.66f. „Doch es kann nicht so sein wie früher.“).
Auch als der junge Mann nach der gemeinsamen Nacht auf ein
Zeichen Ihrerseits hofft, enttäuscht Sie Ihn (Z.74f. „Auch nach der Stunde, auf
dem Korridor, gingst du an mir vorbei, ohne den Blick zu heben“). Im Verlauf
des Textes wird immer deutlicher, dass Frau Petersen im Gegensatz zu Ihrem
Liebhaber keine dauerhafte Beziehung wünscht.
Vergleicht man letztlich beide Charaktere kann eine überwiegend kontrastierte Beziehung erkannt werden.
Während Christians Einstellung zu der Beziehung und sein
Wunsch danach in allen Teilen des Novellenauszugs belegt werden kann, ist die
Figur der Lehrerin weniger statisch. Zunächst ist Sie von dem Reiz der Affäre
angetan, auch, oder gerade weil Ihr die Brisanz dieser durchaus bewusst ist.
Allerdings gerät im weiteren Handlungsstrang eine gewisse Dynamik in die Figur, Stella
erkennt, dass die Beziehung keine Zukunft haben kann, also siegt letztendlich
die Vernunft über Ihre vorherigen Glücksgefühle, die der Reiz des Verbotenen
ausgelöst hatte.
Schweigeminute –
Siegfried Lenz
Der
vorliegende Auszug stammt aus der Novelle „Schweigeminute“ und wurde von
Siegfried Lenz verfasst. Das Werk ist im Jahr 2008 bei „Hoffmann und
Campe“ in München erschienen. (Basissatz)
Der Inhalt
des Textes lässt sich grob in zwei Handlungsstränge (Besonderheit in Sprache oder Struktur) gliedern, zwischen denen
der Autor im Verlauf der Handlung regelmäßig hin- und herspringt. Die
Rahmenhandlung (Struktur) bildet eine zu Ehren einer verstorbenen Lehrerin abgehaltene
Trauerfeier, die in der Aula einer Schule stattfindet. Dieser Teil der Novelle
nimmt eine eher untergeordnete Rolle im Kontext ein, es werden von Zeit zu Zeit
der Ablauf der Trauerfeier und der unterschiedliche Umgang der Schüler und des
Lehrerkollegiums mit der Situation geschildert. Lenz allerdings benutzt diesen
Handlungsstrang um mit Hilfe der aufgezeigten Gedanken eines Schülers eine
Brücke zur Binnenerzählung (Struktur) zu schlagen. In dieser lässt eben dieser Schüler,
Christian, sein Verhältnis zu der
verstorbenen Lehrerin, Stella Petersen, und einige mit Ihr erlebte Ereignisse
Revue passieren. Christian beschreibt einen nächtlichen Hotelaufenthalt, den er
mit Stella erlebt hatte (Szenisches Präsens). Ebenso wird die Enttäuschung des Schülers dargestellt, inachdem seine Lehrerin nach der gemeinsamen Nacht nicht die von ihm gewünschte
Reaktion in der Schule zeigt. Etwas ausführlicher zeigt der Autor einen Besuch
Christians bei Frau Petersen. Bei diesem muss er erfahren, dass Stella, anders
als er keine dauerhafte Beziehung wünscht. Er wird deutlich dargestellt, wie
Sie sich von Ihrem Liebhaber distanziert, auch um Ihre berufliche Zukunft nicht
zu gefährden. 197 (Inhaltswiedergabe - Aufgabe a))
Beleuchtet man die gedanklichen Ausflüchte des Schülers, so fällt auf dass Siegfried Lenz regelmäßig von einer
Diese Thematik ist auch ein wichtiger Aspekt, wenn das Verhältnis der beiden Figuren zueinander betrachtet wird. Christian, ist ein älterer Schüler der Oberstufe am Lessing-Gymnasium (Z.8f. „auf dem das gleiche nachsichtige Lächeln lag, das wir, die ältesten Schüler, aus deiner Englischstunde kannten“). Sein Auftreten kann als eher unsicher beschrieben werden, Formulierungen wie in den Zeilen 73-75 („Ich war unruhig […] Ich suchte Ihren Blick, doch Sie übersah mich, strafte mich fast gleichgültig“) lassen darauf schließen, dass er wertgeschätzt werden will und Bestätigung bei seiner Lehrerin sucht. Gedanken wie „Du neigtest mir dein Gesicht zu, Stella und ich küßte dich“ (Z.31f.) sind erfüllt von Sehnsucht, zeigen aber gleichzeitig auch die Faszination Christians von dieser Frau, des Weiteren lässt sich auch ein gewisser Stolz darin ablesen. Die bereits oben erwähnte rezensionelle Betrachtung der vergangenen Erlebnisse untermauert die These der anhaltenden Bewunderung. Das Verlangen nach einer Erhaltung der Beziehung zeigen auch noch andere Textstellen, beispielsweise der Ausspruch „Wir müssen und Wiedersehen, Stella“ (Z.62) der von Ihm nach der Nacht im Hotel getroffen wird. Das Zitat „An der Tür blieb ich stehen, ich dachte, daß etwas gesagt werden müsste[…], ich unterließ es, weil ich es vermeiden wollte, etwas Endgültiges zu äußern oder was Stella als etwas Endgültiges auffassen könnte, ich wollte nicht, daß etwas aufhörte, das so unvermutet begonnen hatte und wie von selbst nach Dauer verlangte“ (Z. 54-58) spiegelt einerseits wiederum die Unsicherheit des Protagonisten wieder, außerdem zeigt sich bereits hier, dass sich Christian eine dauerhafte Beziehung wünscht. 245 (1. Figur)
Will man die Figur der Stella beschreiben, fällt auf, dass der Text nur wenig über Ihr Äußeres preisgibt. Lediglich die Formulierung in Zeile 9 („Dein kurzes schwarzes Haar“) gibt Auskunft über die Beamtin. Analysiert man jedoch die inneren Überzeugungen so lassen sich einige Eigenschaften feststellen, die im Gegensatz zu denen des Schülers stehen. Zwar hat Sie anscheinend den Aufenthalt im Hotel genossen, da Sie Christian mit „Aber wir können uns doch wiedersehen.“ „Wir werden es“ (Z.65f.) verabschiedet, allerdings hegt Sie bereits früh Misstrauen bezüglich der Alltagstauglichkeit dieses Verhältnisses (Z.66f. „Doch es kann nicht so sein wie früher.“). Auch als der junge Mann nach der gemeinsamen Nacht auf ein Zeichen Ihrerseits hofft, enttäuscht Sie Ihn (Z.74f. „Auch nach der Stunde, auf dem Korridor, gingst du an mir vorbei, ohne den Blick zu heben“). Im Verlauf des Textes wird immer deutlicher, dass Frau Petersen im Gegensatz zu Ihrem Liebhaber keine dauerhafte Beziehung wünscht. 151 (2. Figur)
Vergleicht man letztlich beide Charaktere kann eine überwiegend kontrastierte Beziehung erkannt werden. Während Christians Einstellung zu der Beziehung und sein Wunsch danach in allen Teilen des Novellenauszugs belegt werden kann, ist die Figur der Lehrerin weniger statisch. Zunächst ist Sie von dem Reiz der Affäre angetan, auch, oder gerade weil Ihr die Brisanz dieser durchaus bewusst ist. Allerdings gerät im weiteren Handlungsstrang eine gewisse Dynamik in die Figur, Stella erkennt, dass die Beziehung keine Zukunft haben kann, also siegt letztendlich die Vernunft über Ihre vorherigen Glücksgefühle, die der Reiz des Verbotenen ausgelöst hatte. 93/800 Wörter (Vergleich und Gesamtwürdigung)
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